Wir sind wieder hier in Entebbe nach einer wunderschönen Zeit im Dorf im Westen Ugandas. Ich fühl mich manchmal auch ganz gut hier, wenn ich mit tollen Schülern Musik mache, wenn ich gute Freunde treffe und mein Luganda nutzen kann. Größtenteils fühle ich mich aber eher wie ein wandelnder Dollarschein, hier in Entebbe. Wieso das so ist? Weil die Zeit in Kadaali, einem Dorf um FortPortal, einfach so wunderbar war. So ganz werde ich es ganz sicher nicht wiedergeben können aber ein paar Bilder und ein paar Wörter können vielleicht schon ein kleinen Eindruck erschaffen:
Rebecca und ich waren schon einmal für 5 Tage da, leider habe ich die Hälfte der Zeit Schnupfen gehabt und im Bett gelegen. Auch sonst haben wir in den Tagen noch recht viel dafür gekämpft, mitarbeiten zu dürfen, nicht nur Gäste zu sein.
Zu behaupten, dass wir bei unserem jetzigen Aufenthalt nichts besonderes waren, ware im Großen und Ganzen zu viel, wir sind immer noch weiß und auch nur für 10 Tage da. Unsere Ankunft war schön, keine überschwängliche, aufgesetzte Freude, ein sehr natürliches Willkommen.
Rebecca und ich durften im Haus von Joab, einem Bruder schlafen, der Waschraum war gleich nebenan, aber ohne fließend Wasser. Strom gibt es ca. 500m runter zur Hauptstraße, wo die Familie einen Laden mit Billardtisch und Computer-, Fernsehraum hat. Gekocht wird in einem kleinen Holz-Lehm Verschlag mit Wellblechdach auf drei Steinen und dünnem Feuerholz, Wasser wird immer mindestens 50m hochgeschleppt. Sämtliche Kinder, 7 an der Zahl, waren oder sind in der Uni.

In den ersten paar Tagen waren wir mit buddeln. Zwischen Bananen, Zuckerrohr und Yam wird mit Hacken das Unkraut aus der locker-schwarzen Erde auf Haufen getürmt um dann verbrannt zu werden. Leider konnten wir nicht mehr miterleben, wie unsere dortige Gastmutter diese Woche Bohnen und Erdnüsse aus dem Mund spuckend säen wird. Morgens nach Tee mit kalter Kochbanane, verschiedenen Wurzelgemüsen, Brot oder Mais sind wir losgewandert, auf dem Weg jede 3te Person grüßend, bis wir beim Grundstück ankamen. 2 Stunden gebuddelt, ein bisschen Zuckerrohr gekaut, Saft getrunken und Bananen gegessen. Ich durfte in einer Strohhütte trockene Bohnen schlagen um sie zu enthüllen, trockenes Unkraut anzünden und schließlich versuchen einen Bund Matooke auf dem Kopf zu tragen.

Mit Moses, dem jüngsten, etwa gleichaltrigen Sohn, zurück am Laden wurde dann Billard gespielt und ich habe meine Laptopspenden eingerichtet. Mit den beiden Schwestern wurde gekocht, mit so viel Liebe, Mühe und Geduld. Die wohl schönsten Momente waren in der kleinen Küche bei dem kleinen Feuer zu sitzen und die letzten Soßen zuzubereiten. Vor dem Essen wurde gebetet, es wurde versucht, möglichst die ganze Familie zusammenzukriegen und es gab immer frische Avocados und Bananen bei der sonst fast immer komplett veganen Ernährung.

Als ich an einem unserer letzten Tage ins Krankenhaus musste und wir kurz davor waren, nach Kampala zu fahren, kamen mir fast die Tränen. Ich fragte mich wieso und ich glaube es war einfach noch zu früh für mich die Familie zu verlassen, ich hatte noch nicht richtig Abschied genommen.

Mzee Charles, den Vater, der mit Panga bewaffnet seine Kuh zum Weiden gebracht hat und sein riesiges Land untersucht hat oder in die Stadt gegangen ist, um Geld zu machen. Madame Beatrice, die Mutter, die nur die Schulgebühren ihrer Kinder im Kopf hat und alles versucht, um diese aufzutreiben und dabei das größte Lachen hat. Und die ganzen Geschwister die uns so schnell aufgenommen haben und ins Dorf integriert haben, dass wir in dem Moment, in dem wir wieder nach Entebbe gekommen, uns nur noch wie ein wandelnder Dollarschein fühlen.